Fernstudium als Erstausbildung: Sinnvoll?

Irgendwann steht jeder Abiturient vor der Entscheidung zwischen Berufsausbildung und Studium. Die berufliche Ausbildung findet gemäß des dualen Ausbildungssystems in Deutschland teils in einem Betrieb, teils an einer Berufsschule statt – Alternativen gibt es nicht. Für das Studium gilt dagegen: Neben dem regulären Studium an einer Präsenzuni bieten sich mehr und mehr Möglichkeiten, das Studium von zuhause aus zu absolvieren.

Doch stellt das Fernstudium als Erstausbildung eine tatsächliche Alternative dar oder ist ein Präsenzstudium in jedem Fall vorzuziehen?

 

Inhalt

Akademischer Abschluss per Fernstudium: Was ist zu beachten?

Bachelor und Master sind als internationale Abschlüsse anerkannt und gelten als berufsqualifizierend. Nicht alle Fernschulen dürfen diese Studienabschlüsse vergeben, die Bevollmächtigung dafür erfolgt durch ein anerkanntes Institut zur Qualitätssicherung in der Hochschulbildung. Fernkurse, die nur mit einem Zertifikat des jeweiligen Instituts abgeschlossen werden, sind nicht staatlich anerkannt und dienen vorrangig der persönlichen Weiterbildung. Die einzig staatliche Fernuniversität ist die FernUni Hagen, darüber hinaus genießen einige Bildungseinrichtungen die staatliche Anerkennung.

Wer ein Fernstudium als reguläre Erstausbildung in Betracht zieht, sollte genau prüfen, ob in dem gewünschten Studiengang ein staatlich anerkannter Abschluss – in der Regel Bachelor oder Master – zu erreichen ist. Ein weiterer wichtiger Punkt sind die Kosten: Diese variieren je nach Einrichtung und Studiengang stark und sind demnach vorab genau in Erfahrung zu bringen. Gleiches gilt für die jeweiligen Möglichkeiten einer Ausbildungsförderung wie dem BAföG, das in der Regel auch Fernstudierenden zusteht.

 

Nach der Schule ins Fernstudium: Nachteile und Risiken

Das Studium ist ein Lebensabschnitt, der nicht nur dem Ansammeln von Wissen dient, sondern auch dem Erwerb von sozialen Fähigkeiten. Das Studieren aus der Ferne beinhaltet kaum Interaktion mit anderen Studierenden, sowohl der fachliche Austausch als auch die alltägliche Kommunikation auf dem Campus fehlt weitestgehend. Zudem ist die Abbrecherquote enorm hoch: Laut einer Schätzung schließen an der staatlichen Fernuniversität Hagen nur etwa 3 von 10 Teilnehmern das Studium ab, damit liegt die Abbruchquote bei 70 Prozent.

Viele Studienanfänger/innen unterschätzen erstens den Zeitaufwand und zweitens die Selbstdisziplin, die sie über einen langen Zeitraum aufbringen müssen. Gerade Abiturienten, die an den sozialen Rahmen der Schule gewöhnt sind, beginnen das Fernstudium häufig mit falschen Erwartungen.

 

Nach der Schule ins Fernstudium: Was spricht dafür?

Die zeitliche Flexibilität ist ein großer Pluspunkt: Im Gegensatz zu den Studiengängen an den Präsenzunis, sind die Fernkurse größtenteils darauf ausgelegt, nebenher einer anderen Tätigkeit nachzugehen. So können Schulabgänger neben einem Fernstudium eher einen Job ausüben und dabei Erfahrungen in der Arbeitswelt sammeln, die Studierenden an den Präsenzunis nach dem Studium häufig fehlen.

Wer darüber hinaus ein Fernstudium erfolgreich abschließt, liefert damit den Beweis für eine eigenständige, gut strukturierte Arbeitsweise und ein hohes Maß an Selbstdisziplin. Diese Eigenschaften sind nicht nur im Berufsleben wie im Alltag von Vorteil, sondern werden darüber hinaus von zukünftigen Arbeitgebern meist positiv bewertet.

 

Wie stehen die Chancen auf dem Arbeitsmarkt?

Formal macht es keinen Unterschied, ob ein Bachelor- oder Masterabschluss an einer Präsenz- oder einer Fernuni erreicht wurde: Die staatlich anerkannten Abschlüsse sind absolut gleichwertig. Ob Arbeitgeber die Ausbildung per Fernstudium als positiv oder negativ bewerten, hängt – neben deren persönlicher Einstellung – von den Anforderungen der jeweiligen Branche ab. So ziehen Arbeitgeber, die eine strukturierte und eigenständige Arbeitsweise voraussetzen, immer häufiger Absolventen von Fernstudiengängen vor. Arbeitgeber, die nach kommunikationsstarken und extrovertierten Mitarbeitern suchen, sehen das Studieren von zuhause aus dagegen möglicherweise als Nachteil an.

Die meisten Arbeitgeber wünschen sich Bewerber mit praktischen Erfahrungen – an den Präsenzunis sind deshalb meist Praktika fester Bestandteil des Studiums. Studierenden an Fernunis ist zu empfehlen, ebenfalls nebenbei Erfahrungen in der Praxis zu sammeln, sei es durch ein Praktikum oder durch einen Nebenjob.

 

Fazit

Abgesehen von Studienanfängern, die durch besondere Lebensumstände wie Berufstätigkeit, Elternschaft oder Erkrankungen keine Möglichkeit haben ein Präsenzstudium zu absolvieren, stellt ein Fernstudium für alle Abiturienten eine Alternative dar. Wichtig ist es sich darüber im Klaren zu sein, dass das Studieren von zuhause aus eine recht einsame Angelegenheit sein kann, die dauerhafte Selbstdisziplin erfordert. Sofern diese persönlichen Voraussetzungen keine Hürde darstellen, eignen sich die Bachelor- und Masterstudiengänge an staatlichen oder staatlich anerkannten Ferninstituten ebenso als Erstausbildung wie die der Präsenzuniversitäten.

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