Erfahrungsbericht Fernstudium DaF/DaZ am Goethe-Institut
Der Studiengang Methodik und Didaktik des fremdsprachlichen Deutschunterrichts wird in der Regel als Präsenzstudiengang an deutschen Universitäten angeboten, oft als Zusatzqualifikation in den Sprach- und Geisteswissenschaften.
Meist kann in dem Fach kein Studienabschluss oder akademischer Titel erworben werden, “DaF/DaZ” gilt als Zusatzqualifikation, beispielsweise für Slawisten*innen und Ostasienwissenschaftler*innen, und wird mit einem entsprechenden Zertifikat beurkundet. So auch beim Goethe-Institut. Der Fernstudiengang wurde gemeinsam mit dem Verlag Langenscheidt (heute Klett-Langenscheidt) und der Universität Kassel entwickelt.
Inhalt
Gründe, die für das Fernstudium sprachen
Da ich in einer multinationalen Familie lebe und die Aussichten auf mehrere Jahre Auslandsaufenthalt recht groß waren, entschied ich mich, eine Berechtigung zur Lehre der deutschen Sprache zu erwerben. Da ich auch innerhalb Deutschlands immer berufstätig war, wollte ich im Ausland weiter zum Familienunterhalt beitragen, was mit meiner bisherigen Berufstätigkeit nicht möglich wäre.
Der Fernstudiengang des Goethe-Instituts bot sich an, weil es sich hierbei um ein reines Fernstudium ohne Präsenzphasen handelt. Angelegt ist das Studium auf 18 Monate, kann aber (kostenlos) auf 30 Monate verlängert werden, zwei weitere kostenpflichtige Verlängerungen von jeweils 3 Monaten sind möglich. Ich begann das Studium kurz vor der Geburt meiner zweiten Tochter. Als Selbständige hatte ich während der Schwangerschaft weiterhin gearbeitet, das war auch für die Phase des Studiums geplant.
Für das Goethe-Institut sprachen mehrere Gründe: Das Institut ist im In- und Ausland renommiert, so dass die Anerkennung des Zertifikats sicher schien. Die Kosten für das Fernstudium waren mit knapp 900 Euro übersichtlich, neben Prüfungskosten und Studiengebühren waren auch die Pflichtlektüren enthalten. Dazu kamen dann im Laufe der Monate allerdings noch einmal Kosten für Fachliteratur im dreistelligen Bereich (Bücher aus zweiter Hand), denn mit der Pflichtlektüre alleine war das benötigte Material bei weitem nicht abgedeckt.
Verlauf des Studiums
Die einzelnen Module der Studieneinheiten sind übersichtlich aufgebaut, die Betreuung während des Studiums ist gut. Es ist eigentlich immer jemand per Telefon oder E-Mail erreichbar, wenn Fragen aufkommen. Eine Onlineplattform regt die Studierenden zum Austausch untereinander an, und das Forum wird von Moderatoren*innen gut gepflegt. Zudem kann das Studium jederzeit begonnen werden, es gibt weder feste Einschreibetermine, noch festgelegte Prüfungsphasen. Die Prüfungen zu den einzelnen Modulen werden in einem selbst bestimmten Zeitraum von 14 Tagen abgelegt, den Termin für die Abschlussprüfung bestimmt man ebenfalls selbst und hat dafür dann drei Tage Zeit. Abgewickelt wird alles online, über einen individuellen Zugangscode. Eine schnelle Internetverbindung ist also Voraussetzung.
Die Zulassungsvoraussetzungen sind dem Studium angemessen, Menschen mit abgeschlossenem sprachwissenschaftlichen Hochschulstudium werden bevorzugt, ebenso solche mit einschlägiger Berufserfahrung und/oder pädagogischer Ausbildung. Das macht durchaus Sinn und erleichtert das Studium. Wer völlig fachfremd den Quereinstieg sucht, kann das über eine Sondergenehmigung erreichen – allerdings muss dann mit einer längeren Studienzeit gerechnet werden, weil viel Vorwissen fehlt und zusätzlich in Eigeninitiative erarbeitet werden muss.
Schwierigkeiten während des Studiums
Es war anfangs etwas schwierig, wirklich die Zeit für das Selbststudium neben Beruf und Familie frei zu machen. Ich hätte mir persönlich etwas mehr Unterstützung von meiner Familie gewünscht, die aber irgendwie nicht realisierte, dass Mama nicht aus purer Langeweile über den Büchern brütete. Letzten Endes war die vom Goethe-Institut je Modul angesetzte Selbststudienzeit von 20 Stunden auch noch zu tief gegriffen, ich benötigte allein für die Bearbeitung der Studienliteratur und der vorgesehenen Pflichtaufgaben je Modul etwa 40 Stunden. Dazu kamen, abhängig vom Modul, jeweils 10 bis 50 Stunden zusätzliche Lesezeit und Prüfungsvorbereitung. Dazu muss ich anmerken, dass ich Deutsch-Muttersprachlerin bin und aus dem sprachwissenschaftlichen Bereich komme. Das Fernstudium wird insbesondere für Nicht-Muttersprachler*innen (Sprachnachweis auf Niveau GER C1 vorausgesetzt) beworben.
Als außerordentlich hilfreich erwiesen sich im Verlauf des Studiums einige MOOCs von britischen und US-amerikanischen Universitäten, die kostenlos über die Plattformen Coursera und Future Learn verfügbar waren (und teilweise noch sind). Hier wurde/wird in multimedialer Art und Weise Wissen vermittelt, dass in den Studieneinheiten des Goethe-Instituts nur kurz angesprochen, aber nicht erklärt wird. Da die in den Fernstudieneinheiten genannte Zusatzliteratur teils veraltet ist (1060er bis 1980er Jahre), stellten die MOOCs eine sehr gute und vor allem zeiteffiziente Ergänzung dar. Schade ist, dass die Fernstudieneinheiten nicht überarbeitet und auf einen neuen Stand gebracht werden.
In der Rückschau: fundiertes Wissen und hohe Kompetenzen
In der Rückschau nach einem guten Jahr Berufstätigkeit als Lehrkraft für DaF/DaZ im außereuropäischen Ausland kann ich bestätigen, dass das Fernstudium eine fundierte Basis an Wissen und Können schafft. Es erfordert viel Eigeninitiative und Disziplin, dazu noch ein sehr gutes Zeitmanagement, das Studium auch wirklich durchzuziehen, aber es lohnt sich wirklich.
Johannes C., 39 Jahre